Wir brauchen den Kaktus vielleicht - aber der Kaktus braucht uns bestimmt nicht. Die aufkeimende Unterhaltungsindustrie von Los Angeles zu Beginn der 1920er spielte eine große Rolle bei der Entstehung des Mid-Century Modern-Designs. Desert Modernism als eine weiterentwickelte Stilrichtung nimmt Schlüsselelemente aus der Mitte des letzten Jahrhunderts auf, wie glatte Linien und offene Räume. Dieser Stil ist nicht irgendwo zu finden – der Wüstenmodernismus findet sich ursprünglich in der trockenen Oase von Palm Springs/ Kalifornien. Dabei ist weniger mehr: Die Wüstenmoderne ist an Minimalismus und der nahtlosen Verschmelzung von Innen- und Außenraum zu erkennen.

Vor 100 Jahren inspirierten modernistische Architekten damit eine Designästhetik, die die Wüstenumgebung mit der Theorie umfasste, dass die Form der Funktion folgt und das Äußere von Desert Modern-Häusern in die Schönheit der umgebenden Landschaft zu verschmelzen. Desert Modernism steht auch für Schutz vor rauen klimatischen Bedingungen und Anpassung an Klimaveränderungen wie etwa durch Desertifikation. Gebäude zeichnen sich aus durch dramatische Überhänge, großfächige Fensterfronten bis zur Decke und weite Glasschiebetüren, die das Äußere hereinlassen mit offenen Innenräume, die das luftige Wüstengefühl bewahren. Dachlinien sind oft flach oder als Schmetterlingsdächer angelegt. Windblöcke mildern zudem draußen die Wüstenhitze und angebaute Carports statt dumpfer Garagen charakterisieren den American Dream.

Desert Modernism verwendet natürliche Baumaterialien wie Holz und Stein, um die Grenze zwischen menschen- und naturgemacht zu verwischen. Gebäude sind oft in mexikanischen Weiß-, Hellgrau- und Brauntönen gefärbt, um das Äußere des Hauses kühl und nahtlos mit der neutral getönten Landschaft zu halten. Die Innenräume der Wüstenmoderne sind stark vom südwestlichen Stil beeinflusst – Design Keywords sind hier Kelim-Teppiche, offene Kamine, Sofa-Garnituren oder Eames Lounge Chairs mit Lederakzenten, weiß oder in hellen Naturfarben getünchte Wände und natürliche Texturen. Statt mein kleiner grüner Kaktus verleihen wir in diesem Genre eindrucksvolle Säulenkakteen mindest ab 150cm, flächige Agaven-Tuffs satt Solitärs, lange Alleen-Säumungen mit Goldkugelkaktus (Echinocactus grusonii), Opuntien-Hecken mit leckeren Katusfeigen (Opuntia ficus indica), und großrahmige Sukkulenten wie zum Beispiel armdicke Geldbäume (Crassula ovata). Das Erscheinungsbild und die Anordnung der Leihpflanzen ist dabei fließend von drinnen nach draußen. Aufgrund des zunehmenden Wassermangels wird diese wassersparende Stilform zunehmend hipper, auch für spanische Regionen wie zum Beispiel für mallorquinische Fincas im Flachland und an der Südküste, die Wasser nachhaltig managen wollen ohne Verzicht auf Luxus.

Der Kaktus ist ein Einzelgänger. Er wächst in Ruhe vor sich hin. Er braucht nichts und will nichts.